Montag, 4. März 2013

TV-Tipp: "Und alle haben geschwiegen"


"Am kommenden Montag, den 4. März um 20.15
zeigt das ZDF die Verfilmung meines Buches „Schläge im Namen des Herrn“
 über das Schicksal der Heimkinder in den 50er und 60er Jahren.o
Die Hauptrollen spielen Senta Berger und Matthias Habich sowie Alicia von Rittberg und Jasmin Schwiers

Um 21.45 - also direkt im Anschluss an den Spielfilm - gibt es zusätzlich  einen halbstündigen Dokumentarfilm, in dem ehemalige Heimkinder gezeigt werden, die das, was im Spielfilm vorkommt,  erlebt haben – und Schlimmeres. Ich zeige in der Reportage erstmals die „Besinnungszimmer“ im Mädchenheim Fuldatal bei Kassel.  Hier gibt es einen Trailer des Films ,Interview mit Senta Berger und mehr:


Ich würde mich freuen, wenn der Film viele Zuschauer hat und dazu beiträgt, das wohl größte Unrecht an rund 800 000 Kindern und Jugendlichen in der jungen Bundesrepublik einem größeren Publikum nahezubringen.

Herzliche Grüße
Peter Wensierski
Der SPIEGEL"

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"Und alle haben geschwiegen"

Der Fernsehfilm der Woche 
Montag, 4. März 2013, 20.15 Uhr 

Inhalt 
 2 Ihre Schicksale sind es wert, erzählt zu werden -Von Caroline von Senden und Esther Hechenberger 
 4 Und alle haben geschwiegen - Stab, Besetzung, Inhalt
 6 Weil es mein Herzenswunsch war - Von Produzentin Doris Zander 
 6 Am Anfang war es nur eine kleine Zeitungsnotiz -Von Drehbuchautorin Andrea Stoll 
 7 Ein ungezügeltes Freiheitsbedürfnis... - Zahlen und Fakten von Peter Wensierski 
10 Diese Kinder waren sehr schweigsam -Kurzinterview mit Senta Berger 
11 Das Buch hat mich sofort angesprochen-  Kurzinterview mit Matthias Habich 
12 Selbstverständlich setzt man sich mit der Zeit auseinander  - Kurzinterview mit Alicia von Rittberg 
13 Für mich ist Schauspielen etwas Großartiges -  Kurzinterview mit Leonard Carow 
14 Größte Herausforderung:  - Die Arbeit mit den jungen Darstellern,  Kurzinterview mit Dror Zahavi 
16 Zeitlicher Ablauf der Ereignisse 
18 Kontakt, Bildhinweis, Impressum 



Ihre Schicksale sind es wert, erzählt zu werden. In den 60er Jahren gab es in Westdeutschland rund 3.000 kirchliche und staatliche Erziehungsheime. Die Zahl der Kinder, die hier von 1945 bis 1975 aufwuchsen, wird auf 800.000 geschätzt. Mehr als eine Million Kinder hatten ihre Väter im Krieg verloren, unzählige Familien waren durch Flucht zerrissen. 
In den Heimen (zu ca. 75% konfessionell, zu ca. 25% staatlich) herrschte damals ein großer Mangel an qualifiziertem Personal; in den meisten Heimen war mehr als die Hälfte der Erzieher überhaupt nicht pädagogisch ausgebildet. Zahlreiche Kinder und Jugendliche verbrachten ihre gesamte Kindheit und Jugend in teils hermetisch abgeschlossenen Häusern, die sie nicht verlassen durften. Oft kam es zu 
erzwungener Produktionsarbeit für externe Firmen, Bauern oder die Kirche. 

Das 2006 erschienene Sachbuch "Schläge im Namen des Herrn" des Spiegel-Autors Peter Wensierski löste eine breite politische und gesellschaftliche Debatte aus und führte zur Gründung eines Runden Tisches unter der Leitung von Antje Vollmer. Anfang 2012 erhielt Wensierski für seine Verdienste in dieser Sache das Bundesverdienstkreuz. Es war die Produzentin Doris Zander, die den bislang kaum fiktional erzählten Stoff zum ZDF brachte. Drehbuchautorin Andrea Stoll führte Interviews und traf auf Betroffene, Opfer und Kirchenvertreter. Auf Basis des Gelesenen und Erfahrenen entwirft sie eine fiktive Geschichte, die Versatzstücke tatsächlicher Schicksale beinhaltet und auf der Folie größtmöglicher Faktentreue 
ein für die erzählte Zeit zutiefst wahrhaftiges Szenario beschreibt. Die bewegende Rahmenhandlung, in der die Kinder von damals als alte Menschen vor dem Runden Tisch des Bundestages aussagen, ist von 
erschütternder Aktualität. Senta Berger und Matthias Habich geben in der großartigen Regie von 
Dror Zahavi diesen älteren Protagonisten, die sich aus Angst vor Demütigung und Schande in die Verdrängung geflüchtet haben, ihr Gesicht. Das Spiel dieser beiden großen Schauspieler holt die zurückliegenden Ereignisse schmerzvoll nah an den Zuschauer heran.

Fast 50 Jahre hat es gedauert bis sich das politische Deutschland des Themas annahm und es zu einer – auch finanziellen – Würdigung der ehemaligen Heimkinder kam. Deren Schicksale sind es wert, erzählt zu werden, denn die Verletzungen der Kindheit prägen ein ganzes Leben und verheilen nie ganz. Jenseits jeder aktuellen Debatte kann Dror Zahavis "Und alle haben geschwiegen" zeitlos und exemplarisch von Verhältnissen erzählen, die so nie wieder eintreten dürfen. 
Caroline von Senden, 
Esther Hechenberger, 
Hauptredaktion Fernsehspiel, Redaktion Fernsehfilm I