Freitag, 25. Januar 2013

Interview mit Klaus Mertes: "Mitwisser" sollen nicht länger zum Missbrauch schweigen



Wie konnte das "System Ako" über Jahrzehnte funktionieren? Und parallel noch die, wie Sie sagen, sektenartige Struktur, ja Gewalt gegen Schutzbefohlene unter der vormaligen Leitung des Ako-pro-Seminars zulassen?

Mertes: Auffällig ist, dass im Mittelpunkt beider Systeme charismatische Personen stehen. Es ist offensichtlich nicht leicht, sich von deren Faszination zu lösen. Die haben die Kraft, ganze Systeme über Jahrzehnte hinweg zu verzaubern. Ihr exzessiver Narzismus überträgt sich auf das Umfeld und führt diese in eine Sonderwelt hinein. Dort können sie dann den Leuten ein X für ein U vormachen. Und es kommt dabei zugleich das Gefühl heraus: "Wir sind die Besten." Elite eben. Das besondere "Wir-Gefühl", garniert mit Prominenten.

Wenn man so fühlt, hat man keinen Blick für die Opfer. Ein Freund aus gemeinsamer Schulzeit sagte es mir kürzlich so: "Unser Gefühl, stark zu sein, machte uns blind. Und diese Blindheit gehört zum Unglück der Opfer. Sie waren ganz allein." Diese Erkenntnis erschüttert mich nachträglich. Und erst heute erst kann ich mir wirklich eingestehen, dass ich vielleicht damals auch gerne einer von den Lieblingen der großen Charismatiker gewesen wäre. Erst meine persönlichen Niederlagen haben mir geholfen, mich realistischer zu sehen und die Struktur des narzistischen Zusammenspiels zu durchschauen.


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Grüße an Monsignore Stephan Wahl, ehemaliger "ARD-Fernsehpfarrer", ehemaliger Kommunikationsdirektor aus dem Bistum Trier und ehemaliger Schüler des AKO Bonn-Bad Godesberg. Als langjähriger Schüler des Aloisius-Kollegs habe er zu dem ehemaligen Schuldirektor (Stüper, Anmerk. ca) eine besondere Beziehung gehabt: "Er war mein geistiger Mentor", sagt Wahl, "hat später auch die Predigt bei meiner Primiz gehalten." Von sexuellen Übergriffen des Jesuitenpaters habe er "nie etwas mitbekommen", sagt der Fernsehpfarrer, "aber ausschließen kann ich das auch nicht".


zum Post vom 02.September 2012:
"Das Wunder vom Aloisiuskolleg"? - der ehemalige Kommunikationsdirektor im Bistum Trier und "Fernsehpfarrer", Stephan Wahl, gibt an: Von sexuellen Übergriffen seines "geistigen Mentors" habe er "nie etwas mitbekommen"