Samstag, 23. Juni 2012

Homburg: "...weil es nicht die Wahrheit ist"


Und ewig grüßt das Murmeltier

zum Artikel im Pilger vom 22.06.2012

Beklagte sich der Missbrauchsbeauftragte des Ordens der Hiltruper Missionare, Herr Pater Dr. Martin Kleer (MSC), anlässlich des Gespräches in Kaiserslautern noch über den Konfrontationskurs, dem sich der Orden zu Unrecht ausgesetzt sah, so offensichtlich wird erneut der Grund für diesen Kurs. Als hätten die Gespräche in Speyer und die beiden Gespräche in Kaiserslautern niemals stattgefunden und als wäre er in seiner Eigenschaft als Missbrauchsbeauftragter bei den Gesprächen in Kaiserslautern nicht dabei gewesen.

Immer mehr entpuppen sich die Richtlinien der DOK als das, was sie sind: Richtlinien zum Schutz der Institutionen, in denen wie am Johanneum Kinder und Jugendliche missbraucht wurden, missbraucht von Männern einer katholischen Ordensgemeinschaft, denen sie anvertraut waren.
Was mag der Grund sein, dass das mittlerweile allseits Bekannte und Offensichtliche weiter geleugnet wird und die Verantwortung für das erlittene Unrecht und die Gewalt, für das seelische und körperliche Leid und für zerrissene Biographien weiter abgelehnt wird? Für Taten Einzelner – und damit sind weiter ausschließlich zwei Mitglieder des Ordens gemeint – könne sich der Orden nicht entschuldigen. Ein drittes ehemaliges Ordensmitglied, das die missbräuchliche „Beziehung“ zu einem Jugendlichen im Internat des Johanneums eingestand, gehe ihn nichts an, da er nicht zum Orden gehöre, so Herr Dr. Kleer auf konkrete Nachfrage. Offenbar genausowenig wie die Übergriffe weiterer Ordensmitglieder, von denen er angeblich nichts weiß.

Wurde bei dem letzten Gespräch in Kaiserslautern deutlich, dass man von weit mehr Betroffenen als bisher bekannt ausgehen muss und von bis zu 8 übergriffigen Ordensmitgliedern – immerhin etwa ein Drittel der ständigen Belegschaft am Johanneum in den Jahren 1970 bis 2000 – so verwundert es doch, dass man von Verantwortung für die Geschehnisse als Ordensgemeinschaft so rein gar nichts wissen will. Auch dass Herr Pater Ollertz mehrfach darauf hingewiesen hat, dass er im Fall Welberg in den Jahren 1981 bzw. 1986 die Ordensleitung, damals Herr Pater Dr. Völler, informiert habe, ist offenbar kein Grund, zumindest einen Teil der Verantwortung zu übernehmen und Fehler einzugestehen. Immerhin hätten weitere Übergriffe verhindert werden können und nicht noch mehr Kinder und Jugendliche wären zum Opfer geworden, hätte die Ordensleitung entsprechend gehandelt. Auch wäre es für Betroffene möglich gewesen, strafrechtliche Konsequenzen einzufordern und zivilrechtliche Ansprüche geltend zu machen, bevor eine Verjährung dies verhindert.

Unverändert stehen die Stellungnahmen auf der Seite des Johanneums und auf der Homepage der Hiltruper Missionare. Waren es erst zwei Täter und 6 Betroffene, so sind es heute offiziell 10 Betroffene und immer noch zwei Täter. Und nie hat man etwas gewusst, nie hätte man etwas anders, besser machen können, nie hatte man Verantwortung und hat sie heute nicht.

Warum ist für die Betroffenen die Darstellung in der Öffentlichkeit so unerträglich? Ganz einfach: weil es nicht die Wahrheit ist.

Quelle: Homepage der "Initiative Ehemaliger Johanneum Homburg"