Mittwoch, 20. Juni 2012

Das Resumée der Schlagzeilen nach dem Auftritt von Bischof Ackermann auf dem Katholischen Kirchentag in Mannheim





"Die öffentliche Selbstdemontage von Bischof Ackermann"

 
Bischof Ackermann mahnt. Bischof Ackermann fordert. Ackermann warnt. Ackermann regt an.  Bischof Ackermann verweist.  Bischof Ackermann stellt sich. Bischof Ackermann verteidigt sich. Bischof Ackermann verteidigt straffällige Priester.  Bischof Ackermann versteht nicht. -  So die Schlagzeilen.

„Das Thema“ dürfe nicht wieder in die Tabuzone gedrängt werden. „Das Thema“ ist noch nicht durch. Eure Exzellenz will neu (!) über den Umgang mit pädophilen Priestern nachdenken. - Nachdem Eure Exzellenz öffentlich eingeräumt hat, schon einmal nachgedacht zu haben - was sich allerdings als nicht erfolgreich entpuppte - erfolgt offensichtlich nun ein weiterer Versuch. 

Eure Exzellenz fordern, "die Leitlinien für den sexuellen Missbrauch durch Pfarrer zu überarbeiten". Schon jemandem aufgefallen, wie unglücklich dieser Satz formuliert ist? Sollen jetzt schon die Pfarrer selbst die Leitlinien für den sexuellen Missbrauch überarbeiten? Und "Leitlinien für den sexuellen Missbrauch"???  Hallo?!  Leitlinien für den sexuellen Missbrauch? Herr, lass Hirn regnen! Diese Aussage erinnert an den "Trierischen Volksfreund", dessen Schlagzeile einem "Ex-Täter" (!) galt, der es doch tatsächlich wagte, Sakramente zu spenden. Gemeint war übrigens ein vorbestrafter Priester, der weiterhin Kontakt zu Kindern und Jugendlichen hatte. Aber das durfte der bistumsfreundliche TV natürlich nicht so formulieren.

Weiter zu den gestrigen Schlagzeilen: "Der Fokus sei ganz auf den Umgang mit den Opfern gerichtet gewesen."  ???  Offensichtlich haben wir Opfer und Betroffene da etwas verpasst. Wann und wo standen wir denn bitte im Fokus Ihrer Aufmerksamkeit? Bis heute nicht.


"Jetzt gerate der Umgang mit den Tätern in den Fokus". Klar! Die Täter schießen ja auch plötzlich wie Pilze aus dem Boden. Giftpilze versteht sich.  In den letzten 60 Jahren gab es ja auch noch keine Täter.  Da gab es nur Priester, die aufgrund ihrer Einträge in den Personalakten - insofern die Personalakten überhaupt ordnungsgemäß gepflegt wurden -  über Nacht versetzt wurden. Ansonsten fiel der Verschiebebahnhof von Sexualstraftätern auch gar nicht auf. Auch den Personalverantwortlichen nicht. Das Kinderroulette in der katholischen Kirche hätte Eure Exzellenz demnach neu erfunden.  Alles plötzlich neu. Und noch nie dagewesen. Weder hier. Noch sonstwo auf der Welt. Keiner wusste Bescheid. Und Vertuschen war und ist ein Fremdwort. Missbrauch durch Angehörige der katholischen Kirche? Unbelievable. Schon klar!

Dann heißt es: Eure Exzellenz wollen schon wieder überdenken. Na, ob das mal gut geht….So ganz alleine.  Ohne Experten.. Und das noch unter der nachweislich psychoaktiven Droge Weihrauch stehend? Das ist mutig. Wie ein Junkie, der große rosa Elefanten vorbeifliegen sieht und aus dem Fenster springen will. So ein Fenstersturz ging schon einmal in die Geschichte ein. Also aufpassen! - beim "Überdenken" versteht sich.

Eure Exzellenz warnt auch noch! Und zwar vor einer "pauschalen Vorverurteilung aller Pädophilen."  Pädophilie ist allerdings ein eindeutig definierter Begriff. Da gibt’s nichts daran zu rütteln. An der Terminologie, meine ich.  Übrigens spricht unsereiner immer noch von sexuell übergriffig gewordenen Tätern bzw. Tätern, die sexualisierte Gewalt angewandt haben - wenn dem denn auch so war.  Während der Begriff "Pädophilie" im  nachweislichen Zusammenhang mit dem Bistum Trier erstmals im SPIEGEL-Bericht auftauchte. Und das allerdings zurecht. Der einzige, der damit nachweislich noch ein paar Probleme hatte, war unser „Ich-bin-wirklich-Doktor“-Kronenburg. Der sprach nämlich von Äpfeln und Birnen. Woraufhin wir – zu seinem besseren Verständnis – eine exakte Terminologie herausgaben, damit auch der Pressesprecher weiß, wovon er spricht.

Wenige Minuten später behaupten Eure Exzellenz  auch noch, "es müsse überprüft werden, ob Priester, die Kinder missbraucht hätten, noch in der Seelsorge eingesetzt werden oder in anderen Bereichen weiterbeschäftigt werden könnten". „ES“ müsse also diesmal überprüft werden. Und zwar ob die o.a. Priester noch in der Seelsorge eingesetzt werden oder in anderen Bereichen.  Was bitte gibt es hier zu diskutieren? Ich erinnere an folgende öffentliche Aussage eines Priesters: "Trotzdem ist der Kontakt zu Minderjährigen weiter möglich, regelmäßig besuchten Kinder den Arbeitsplatz, ein  Altenheim und eine Klinik im Bistum Trier."


Und jetzt regen Eure Exzellenz plötzlich "einen anderen Umgang mit Pädophilen an".  Das dürfte dann somit der einzig gemeinsame Konsens Ihrerseits und unsererseits sein: Dafür plädieren wir nämlich zufällig auch: Geht mit den Pädophilen in der katholischen Kirche bitte bitte anders um! Zieht diese endlich ab aus der Seelsorge, aus den Kliniken und lasst sie auch öffentlich keine Messen zelebrieren. Mehr wollen wir doch gar nicht. An dieser Stelle.  Wir formulieren das sogar noch deutlicher:  Nicht nur die Pädophilen, sondern auch diejenigen, die Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht haben und diejenigen, die sexualisierte Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen angewandt haben. Und die Priester, die im Besitz kinderpornografischen Materials sind, und auch die, die für die Verbreitung dieses Materials sorgen, bitte auch abziehen von der Front. Mehr nicht. - Ok. Es werden dann vielleicht nicht mehr viele Priester übrig bleiben von den wenigen, die überhaupt noch da sind.  Aber das ist nicht unser Problem. Des weiteren gebe ich zu Bedenken, dass wir ohne diese o.a. Priester erst gar nicht in die jetzige Situation geraten wären. Weder Eure Exzellenz - noch wir Opfer und Betroffenen!

Und dann geht es Bischof Ackermann noch um die Frage: „Kann so jemand überhaupt noch Seelsorger sein?“. So jemand also.  Ist das ab sofort die neue Anrede bzw. Titulierung. „Ey, du jemand, du B16! “  Zeugt von enormen Respekt, ey, du jemand Bischof!  Ist aber auch unangenehm, dass Wort sexueller Missbrauch auszusprechen. Hat man bereits bei TV-Aufzeichnungen gemerkt, wie da gewürgt wurde. Und die bischöfliche Halsschlagader pulsierte.

Zürck zu den Aussagen: "Grundlage sei also  „nur“ die Frage, ob in der neuen Position weiterhin eine Gefahr von dem Pädophilen ausgehe." Von Positionen reden, wenn es um sexuelle Praktiken geht, ist sicherlich nichts ungewöhnliches. Aber diese Wortwahl von einem Bischof? Der muss es ja wissen! Da fehlte wohl der bischöfliche Pressezuflüsterer, als diese Aussage getätigt wurde! Aber davon mal abgesehen: Ich habe  Abhandlungen gelesen, Sexualtherapeuten gefragt und geforscht. Bisher hat nachweislich noch kein Pädophiler sein Verhalten geändert aufgrund einer "neuen Position". Wohlgemerkt: Die Praktiken  könnte man schon verändern bei einem "Positionswechsel", jedoch nicht das Verhalten, von dem die Gefahr ausgeht! Vielleicht gibt es da aber auch ein großes Dunkelfeld.

Und was heißt hier überhaupt „neue Position“? Versetzung 10km weiter? Oder war das ein "Wink mit dem Zaunpfahl". Ein versteckter Hinweis darauf, dass wir die Täter mal hierarchisch angehen sollen. Haben wir schon gemacht. Und auffallend dabei war, dass ein heutiger Weihbischof aus dem Bistum Trier zum Tatzeitpunkt am Tatort befand. Hm. Der Täter war ein anderer. Nur um das klarzustellen. Aber von was wusste er?  Aber da bleiben wir dran. Nicht ohne Grund. Womit wir jetzt auch die Hierarchiefrage angesprochen hätten.

Weiter zum gestrigen Auftritt: Der Bundestagspräsident ging hart ins Gericht mit den deutschen Bischöfen. Klasse. Und er ist nicht der Einzige, der von der staatlichen Seite aus klare Position bezieht. Und das ist gut so. Ich bin mir ziemlich sicher, dass da noch mehr kommt. Vielleicht demnächst mal die Zeitungen lesen. Also nicht nur den "Trierischen Volksfreund" (!).

Dann verweist Eure Exzellenz auch noch mutig - bzw. übermütig -  auf das forensische Gutachten. Klasse. Dann aber bitte richtig verweisen. Und keine Halbwahrheiten Ihrerseits. Da wurden wir Ihrerseits auch schon ermahnt.  Seitens des Generalvikariats wurde uns bestätigt, die forensischen Gutachten hätten sich über einen ganzen Tag  (!) lang gezogen. Wahrscheinlich noch die Mittagspause inbegriffen. Das an sich ist bereits skandalös genug.

Und dann wagt es Eure Exzellenz doch tatsächlich zu behaupten: „Man muss aber auch sehen, dass es in diesem Bereich eine Vielzahl von Motiven gibt. Es ist daher sinnvoll zu differenzieren, um welche Art Täter es sich handelt. Ansonsten könnten wir in eine Dynamik rutschen, wo es heißt, sie gehören alle eingesperrt“.
In diesem Bereich. Eine Vielzahl von Motiven.  Wir reden jetzt aber nicht von Blumenmotiven für WindowColor.  Oder doch?  Motive? Ist das jetzt der neue Fachjargon für diverse pädophile Neigungen? Und dann noch "differenzieren, um welche Art Täter" es sich handelt. Stop! Eure Exzellenz meinen mal wieder, die Gewaltenteilung in persona darstellen zu müssen! Exekutive, Legislative und Jurisdikion in einem.  Und Experte sowieso. In allem.

Fakt ist: Kinderseelen wurden gemordet. Leider  ist der eigentliche Seelenmord nicht als Strafbarkeit angesehen. Lediglich der sexuelle Missbrauch von Kindern, der schwere sexuelle Missbrauch, der sexuelle Missbrauch von Kindern mit Todesfolge, der sexuelle Missbrauch widerstandsunfähiger Personen, die Förderung sexueller Handlungen mit Minderjähriger, exhibitionistische Handlungen, die Verbreitung, Erwerb und Besitz pornografischer Schriften, sexueller Missbrauch unter Ausnutzung einer Amtstellung,  etc. etc. etc.  ist strafbar.

Seelenmord noch nicht.

Und wer gibt Eurer Exzellenz eigentlich das Recht, "zu differenzieren, um welche Art Täter es sich handelt"?

Falls mit "Art der Täter" Ihrerseits die "Tätertypen" gemeint sind, also die Tätertypologie, sollte eure Exzellenz das auch so sagen.  Die Typologie bezieht sich nämlich dann wiederum auf die unterschiedlichen Merkmale zu der auch u.a. die zugrundeliegende Motivation gehört und der Grad der von den Tätern ausgehenden Gefährlichkeit.  Und ein Ziel der Tätertypologie ist auch die Vermeidung weiterer Taten. Das ergebe einen Sinn. Einerseits. - Andererseits ist aber folgendes Fakt:

Eure Exzellenz war, ist und wird auch nicht in der Lage sein, die Vermeidung weiterer Taten   ausschließen zu können. Daher sollten Eure Exzellenz wenigstens dafür Sorge tragen, dass ein Kontakt zu Kindern und Jugendlichen größtmöglich unterbunden wird. Und nicht noch durch die Einsatztätigkeit in der Seelsorge, Klinikum, Seniorenheim etc. gefördert wird. Und dazu gehört auch die Spende öffentlicher Sakramente, wenn dort Kinder anwesend sind. Auch, wenn es sich "nur" um Messdiener handelt. Der Fall ist bekannt.

Ich erinnere an Rheinböllen zu Beginn des Jahres:
Ein inzwischen mehrmals - nicht ohne Grund -  entpflichteter Pfarrer, der seitens des Bistums offiziell "zum Studium beurlaubt" wurde und sich im Kloster befinden sollte, zelebriert öffentlich Messen und gestaltet Adventsfeiern mit flötenspielenden Mädchen. Auf unsere Nachfrage hieß es, dies sei nur ein Druckfehler,  man sei auch über die Vergangenheit dieses Pfarrers informiert. Man würde ihn überwachen.  Nein! Es war kein Druckfehler. Die Verantwortlichen waren auch nicht informiert! Und zum Studium beurlaubt war der Pfarrer am wenigsten! Kronenburgs Stellungnahme: "Wir können uns nicht erklären, wie es zu der Aussage kam, besagter Pfarrer sei zum Studium beurlaubt".  !!! Halloo??? Steht da noch mehr auf der offiziellen Homepage des Bistums, was Ihr euch nicht erklären könnt? Offensichtlich!

Der Wohnsitz dieses Pfarrers übrigens, der sich also gleichzeitig nach Bistumsangaben in einem Kloster befand und zum Studium beurlaubt war:  Unmittelbar in der Nähe eines Spielplatzes! Eure Exzellenz waren nachweislich darüber informiert. Zeugenaussagen liegen vor. Auch darüber, dass sich Eure Exzellenz erbost über diesen Vorgang zeigten.  Etwa darüber, dass wir den Fall an die Öffentlichkeit brachten?

"Grobe Fahrlässigkeit", Eure Exzellenz, bedeutet, dass die erforderliche Sorgfalt in besonderem Maße nicht beachtet wurde.  Sprich:  Die Anforderungen an die Sorgfalt fällt jedem anderen in der Situation des Betroffenen ohne weiteres auf. Und dies war in diesem Fall gegeben. Exemplarisch - versteht sich.

Und einem Sexualtäter durch seine Einsatztätigkeit den größtmöglichen Kontakt zu Kindern und Jugendlichen nicht nur zu verwehren, sondern - wie das Gegenteil bewiesen hat - auch noch zu fördern, ist grob fahrlässig.

Und nichts anderes passiert hier gerade. Mitten unter uns. Und jederzeit. Dank Eurer Exzellenz!
A propos: „in die Dynamik reinrutschen“: Dies ist bereits geschehen. Man sitzt bereits mitten drin – in der ganz großen Scheiße. Will aber offenbar noch nicht wahrgenommen werden. Vielleicht fällt es auch vor Ort nicht weiter auf, da man nichts anderes gewohnt ist. 

Weiter: Die betreffenden Mitarbeiter (!), gemeint sind die sexuell übergriffig gewordenen Priester, würden nicht bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Nein. Bedarf es auch nicht. Das Thema ist durch. Einem Priester, der nachweislich mehrere seiner Ministrantinnen sexuell missbrauchte, bedurfte es auch keiner Kinder- und Jugendarbeit. Und ein Seelsorger, der mit etlichen Kindern auf dem Schoss abgebildet ist, bedarf es auch keiner Kinder- und Jugendarbeit, wenn er Nikolaus spielt. Und ein weiterer verurteilter Priester aus dem Bistum, der bereits zwei Mal entpflichtet wurde, und ins Kloster versetzt wurde, ist auf dem Foto mit zwei flötenspielenden Mädchen auf einer Adventsfeier abgebildet. Diese Priester waren offiziell schon aus dem Verkehr gezogen. Raus aus der Kinder- und Jugendarbeit.  Und trotzdem belegen die Fotos, dass sieaufgrund ihrer Einsatztätigkeit Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben.

Und dass sich gestern die wütende Basis zeigte, ja, Euer Exzellenz. Wenn das nicht plakativ war, was dann?

Die Kirche wankt. Die wütende Basis artikuliert sich. Der Missbrauchsskandal, der Tausende von Menschen für ihr Leben gezeichnet hat. Die Verlogenheit einer ganzen Bischofsgeneration. Nein – Stopp. Mindestens zwei Bischofsgenerationen. Eure Exzellenz haben ihren Teil schließlich auch dazu beigetragen.
Und der Jesuit, der den Missbrauchsskandal in seinem Orden und in seiner Kirche – offiziell – erstmals öffentlich gemacht hat, sagt: „Da spricht einer von Aufbruch, aber ist sehr müde.“ Ermüdet davon, die Lüge des Heiligen Rocks aufrecht zu erhalten? Ermüdet,  mit Glaubwürdigkeit überzeugen zu wollen? Na, das können wir verstehen. Das ist auch ganz schön anstrengend: Es hat schließlich niemand behauptet, dass Vertuschen einfach sei. 

Wie wahr ist die Aussage des Musikers Daniel Dickopf, der klarstellt: „Ich bin nicht wegen dem Papst und den Bischöfen in der katholischen Kirche. Sondern trotz ihnen“. Dickopf spüre bei den Oberhirten immer noch eine Arroganz. „Das wird nicht lange gut gehen“.

Von „schwammigen Aussagen“ Eurer Exzellenz ist da die Rede. Dass man doch vielleicht, irgendwie, irgendwann, womöglich kommendes Jahr die bischöflichen Richtlinien gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland verschärfen wolle. Ein bisschen. Ja. Vielleicht.

"Es sei geplant, die Leitlinien zu überprüfen". Gleichzeitig "kündigen Eurer Exzellenz an, die Leitlinien zu überarbeiten". Und zwar innerhalb der nächsten Monate. Dann wiederum "müsse überprüft werden, ob man die Leitlinien überarbeite". "Die Bischofskonferenz werde über die Leitlinien beraten". "Derzeit überarbeite man die kirchlichen Leitlinien" . "Die Bischofskonferenz werde erneut über die Leitlinien gegen sexuellen Missbrauch beraten". "Die Leitlinien sollten überarbeitet werden." Und solche Aussagen innerhalb weniger Stunden. Aber: schon klar! Wir wissen genau, was Sie uns damit sagen wollen! Wir sind ja nicht blöd.

Dann geht es um die Frage: "Kann so jemand überhaupt noch Seelsorger sein?". Bislang schließen die Leitlinien der Bischofskonferenz eine Weiterbeschäftigung in der Seelsorge nicht aus. Im Moment kann ein Bischof einen Priester, der sich an Kindern oder Jugendlichen sexuell vergangen hat, zum Beispiel als Seelsorger in der Altenpflege einsetzen. Grundlage für diese Entscheidung sei lediglich die Frage, ob in der neuen Position weiterhin eine Gefahr von ihm ausgehe. "Aber das ist auch eine Glaubwürdigkeitsfrage", sagte Eure Exzellenz. Es gehe darum, ob die Kirche ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setze, wenn sie pädophile Priester überhaupt in der Seelsorge weiterbeschäftigt.  Ne, schon klar. Wir finden das alle immens glaubwürdig von Eurer Exzellenz. Eure Exzellenz stellen die Glaubwürdigkeit in persona dar. Und nur, weil unsereiner sich fragt, ob und in welcher Form  wem gegenüber der Priester, der da vor einem steht,  eventuell übergriffig geworden ist, hat das ja gaaaaaaaaaaar nichts mit Ihrer Glaubwürdigkeit zu tun.  Dem Schlamassel, den Eure Exzellenz sich da eingebrockt haben, sind mehr Kirchenaustritte zu verdanken, als Sie derzeit preisgeben will. Ganz simple Frage: Wie viele Kirchenaustritte gab es denn im Bistum seit Amtsantritt Eurer Exzellenz?  Und das ist nur ein Symptom Ihrer Glaubwürdigkeit. Von den anderen ganz zu schweigen.

„Die Kirchengemeinden seien sensibilisiert“ heißt es weiter. Ich fass‘ es nicht! Die Gemeinden wurden nicht sensibilisiert, sondern instruiert! Schweigen! Sich nur nichts anmerken lassen. Ganz besonders im Saarlouiser Raum. Quasi eine Hochburg des sexuellen Missbrauchs durch Angehörige der katholischen Kirche.  Wie hieß noch einmal gleich der zuständige Weihbischof? (!).  Also: Ich erinnere an den Februar diesen Jahres. Als erstmals Zugriffe aus Rom auf unserer Seite zu verzeichnen waren. Zufällig genau in dem Zeitraum, an dem Eure Exzellenz an der dortigen (Anti-)Missbrauchskonferenz teilnahmen.  Während wir die ersten Fälle der Öffentlichkeit preisgaben, hieß es plötzlich zeitgleich von der (Anti-) Missbrauchskonferenz aus in Rom „Vatican sex abuse summit: Don’t wait for the media to make us act'”. Und genau das war nämlich der Fall, als wir begannen, Köllerbach zu veröffentlichen. Nachdem Rheinböllen bereits raus war und damit gerechnet werden musste, dass Rheinböllen erst der Anfang ist. Und nicht das Ende.  Wenn die Gemeinden tatsächlich so sensibilisiert sind, warum fallen  dann die Reaktionen so heftig aus, wenn die Gläubigen erfahren, wen ihnen Bischof Ackermann da vorgesetzt hat?  Und diejenigen Priester, die es doch tatsächlich wagen, bei der Aufklärung zu helfen, werden denunziert. Und versetzt.  So sieht’s aus. Nachweislich.

Eure Exzellenz hatten bisher wirklich Glück. Mehr Glück als Verstand könnte man behaupten.  Es ist eine Frage der Zeit, bis ein Opfer bereit ist, sein Schweigen zu brechen, das von einem Pfarrer sexuell missbraucht wurde, über dessen Vergangenheit Eure Exzellenz nachweislich informiert waren.  Und es unterlassen haben, zu reagieren. "Grobe Fahrlässigkeit" könnte dann noch eine große Bedeutung spielen.  Aber so lange wird weiter Kinderroulette gespielt.

Aber dieses Opfer gibt es. Heute schon. Und es wird sein Schweigen brechen.  Nicht heute. Und auch nicht morgen. Aber eines Tages.  Und ich befürchte, es wird nicht das Einzige sein.
Aber jetzt noch mein persönliches Lieblingsstatement vom gestrigen Auftritt: „Zugleich warnte Ackermann vor einer pauschalen Vorverurteilung aller Pädophilen. „Die Öffentlichkeit sagt, das sind Kinderschänder. Da gibt es nur eine Kategorie, die sind alle krank.“  Wer ist noch einmal krank, die Öffentlichkeit? „Und da muss ich sagen, als jemand, der die einzelnen Personen kennt: Das ist nicht der Fall. Da muss man – was die Gefährlichkeit angeht – nochmal unterscheiden.“

Eure Exzellenz warnen? In welcher Position glaubt Ihr eigentlich zu sein, dass Ihr öffentliche Warnungen aussprecht? Und wer bitte soll diese Warnung auch noch ernst nehmen? Und als jemand, der – wie Ihr angebt – die einzelnen Personen zu kennen, hätte man das auch anders formulieren können: „Und als jemand, der die Priester zu kennen glaubt, die sexuell übergriffig geworden sind, die des sexuellen Missbrauchs beschuldigt werden, die sexualisierte Gewalt ausübten sowie die des sexuellen Missbrauchs verurteilt wurden:

Da sage ich als Bischof von Trier: was die Gefährlichkeit angeht – da gibt es nichts zu unterscheiden. Aber auch gar nichts:  Denn:  Kinderseelen gemordet,  das haben sie alle. Und das erkenne ich als Bischof von Trier an."

Nur, was uns die ein oder andere Seele wert ist, da haben wir natürlich wieder unterschieden. Aber das dürfen wir ja auch. Denn: Wir sind schließlich Bischof!"

Und was die Opfer und Betroffene angeht, bitte in Zukunft dran denken, sich auch artig bei Eurer Exzellenz zu bedanken! Denn ich erinnere an die ebenfalls von Eurer Exzellenz gestern getätigte Aussage:, dass Eurer Exzellenz einräumen, dass Ihr am Anfang noch darüber nachgedacht habt, ob die Betroffenen "nicht ein bisschen dankbarer" Euch gegenüber sein könnten!

Also, wem ist denn jetzt noch bitte zu verdenken, wenn er den gestrigen Auftritt des Bischofs Ackermann als „PR-Suizid“ bezeichnet?