Mittwoch, 20. Juni 2012

Bischof Ackermann fühlt sich "überrollt"


Opfer sexuellen Missbrauchs mit der Kirche ins Gespräch bringen, das war in Mannheim Ziel mehrerer Podiumsveranstaltungen. 

„Mein Sohn ist zusammen mit 3 anderen Jungen über viele Monate hinweg vom damaligen Oberministranten missbraucht worden. In Kirchenräumen und in den Gemeinderäumen. Wir Eltern haben das durch einen Zufall herausgefunden, haben dann alle Schritte in die Wege geleitet, haben Anzeige erstattet. Ich habe über jeden unserer Schritte die Gemeindeleitung informiert und es gab nie – nie – ein Gespräch, das diesen Namen irgendwie verdient gehabt hätte. Es ging dann soweit, dass die Gemeindereferentin mir zwar einmal nebenbei gesagt hat: „Na gut. Wir werden versuchen, ihn von Kindern und Jugendlichen fernzuhalten - ganz unauffällig – und ihn dann - kurz vor der Gerichtsverhandlung -  auf eine Kinderfahrt als verantwortlichen Betreuer mitgenommen hat. Und der Täter ist verurteilt worden, das wollte in der Gemeinde keiner hören. Und ein Jahr nach dem Urteil saß der Täter immer noch im Pfarrgemeinderat als Verantwortlicher für die Jugendarbeit.“ 

Missbrauch in der Kirche – man möchte im Quadrat springen, in dem der Katholikentag stattfindet. Es bleibt das Erschrecken, wie sehr nach wie vor Pfarrer, Gemeinden und Bischöfe lieber gemeinsam die Fakten verdrängen, als die Strukturen zu überdenken. 

Und es bleibt die Erkenntnis, dass immer noch gar nicht die Tiefe des Skandals bei den Verantwortlichen angekommen ist. Wenn sogar der Missbrauchsbeauftragte der Deutschen Katholischen Kirche, Ackermann, konzeptlos dazustehen scheint, was das Zugehen auf die Opfer angeht und was das Umgehen mit den Tätern betrifft. 

 „Warum ist es so schwer, diesen Satz zu sagen: „Wer sich im kirchlichen Amt an Kindern vergreift, hat in dieser Funktion nichts mehr zu suchen? Warum ist das so schwer?“ 



BA: „Ich selber habe ja in den vergangen Wochen und Monaten, wo die ganze Frage, auch jetzt noch mal stärker – sozusagen – auf die Täter hin, äh, konzentriert, da sag‘ ich … das ist aber eine neue …wir treten ja in eine neue Phase ein, nach meiner Meinung…äh…nach meiner Wahrnehmung …denn wir haben ja gesagt, wir wollen ja jetzt nicht schon wieder dauernd auf die Täter schauen, sondern die Opfer stehen im Vordergrund mit der Frage … äh… Ich hab‘ auch gesagt, wir müssen die Leitlinien auch noch mal ganz klar überprüfen.“ 


"Es ist eine geschlossene Frage. Die kann man ja jetzt mit Ja oder Nein beantworten. Also, kann man nicht sagen: So jemand hat in dieser Funktion nichts mehr zu suchen?"



BA: „Ja…aber…äh…das kann…ich sage ganz ehrlich …ich…ähm…ich…ich….ich…ich höre Rückmeldungen, die sagen: „Nein, das ist unter keinen Umständen möglich." Ich gebe aber zu bedenken, dass wir vor zwei Jahren ja nicht hinter Geheimtüren die Leitlinien verabschiedet haben. Wir haben das öffentlich diskutiert, haben Fachleute zu Rate gezogen…ich sage ganz ehrlich, dass ich auch als Missbrauchsbeauftragter ein Stück überrollt bin…“