Montag, 19. März 2012

"Und ich als verantwortlicher Bischof gehe noch eine Nummer sicherer als der Forensiker in seinem Gutachten und seiner Prognose. Unter gefährlichkeitsprognostischen Gesichtspunkten weise ich die Vorwürfe deshalb zurück, sie sind vollkommen überzogen."   


domradio.de: Was sagen Sie zu den Vorwürfen, die "Der Spiegel" erhebt?
Ackermann: Ich habe den Eindruck, dass "Der Spiegel" versucht, das Thema wieder neu in die breite Diskussion zu bringen und eine neue Empörung zu erzeugen - allerdings mit bereits bekannten Tatsachen, die keinen Neuigkeitswert haben, aber neu zusammenstellt und gedeutet wurden. 

Stop. Stop. Stop. Herr Ackermann! Ihr Eindruck ist offensichtlich falsch: "Der SPIEGEL" versucht nicht, eine neue Empörung zu erzeugen - "Der SPIEGEL" berichtet nur über Fakten. Für die Empörung sorgen Sie, in Ihrer Funktion als Missbrauchsbeauftragter der DBK!

Bereits bekannte Tatsachen? Wenn das alles bereits bekannt war, warum fallen dann die Reaktionen so heftig aus? Neu zusammengestellt? Endlich einmal zusammengestellt. Neu gedeutet? Endlich setzt sich hier mal das Bild langsam aber sicher zusammen, dass Sie abgeben. Wie kann man denn die Fakten anders deuten?


domradio.de: Stimmt es denn, dass die Interessen einseitig auf die Interessen der Kirche ausgerichtet sind - und nicht die der Kirche?
Ackermann: Man muss bei dem Artikel sehen, dass Vergangenheit und heute zusammengeschoben werden. 

Nein. Nein. Nein. Herr Ackermann! Nachdem Sie inzwischen seit über 2 Jahren behaupten, die Verantwortlichkeit der Fälle läge an Ihren Vorgängern sowie die Vorgänger der zuständigen Personalverantwortlichen etc. , legen wir Ihnen die "Spitze des Eisbergs" in Form von 7 exemplarischen Tätern vor, für die einzig und allein Sie verantwortlich sind. Und das ist die Gegenwart!

Dadurch wird der Eindruck erzeugt, was früher praktiziert wurde, gilt heute weiterhin: dass der Schutz des guten Rufes der Kirche vor den Blick auf die Opfer das Handeln bestimmte. Das kann man heute wirklich nicht mehr sagen. Aber durch die Darstellung in dem Artikel klingt es, als gälte das unverändert so, auch durch die mit den Tätern geführten Interviews.

Ja, was hat sich denn geändert zwischen damals und heute? WAS? Und das mit dem "guten Ruf" der Kirche lasse ich jetzt mal dahingestellt. Die Fakten sind uns allen bekannt. Stichworte: Kirchenaustritt, Priestermangel etc.  Der "gute Ruf" der Kirche ist inzwischen zur Geschichte geworfen.  Sie haben Ihren Teil dazu beigetragen!
"Die Darstellung in dem Artikel...die mit den Tätern geführten Interviews"???? Herr Ackermann! Ich fass' es nicht!  Wem gegenüber haben sich denn die Priester im "SPIEGEL"-Bericht geäußert? Und sind innerlich dabei zusammengebrochen?  Etwa Ihnen gegenüber?  Wäre das nicht Ihre Aufgabe gewesen? "Kultur der Achtsamkeit", genaues Hinschauen? Es nützt keine Präventionsstelle etwas, wenn Sie Ihren eigenen Leuten nicht helfen können!  Uns sagten Sie  -  damals bei dem inoffiziellen Treffen - voller Stolz: "Ich werde jetzt sogar extra in die USA reisen, um mir mal anzuschauen, wie man dort mit auffälligen Priestern verfährt!". Sie kamen zurück und  - positiv formuliert - offensichtlich nicht viel schlauer als vorher!

domradio.de: Können Sie erklären, wo die Schwierigkeit für Sie als Missbrauchsbeauftragten liegt, pädophile Priester, die nicht verurteilt sind, weiter zu beschäftigen?
Ackermann: Der Punkt ist der, dass wir mit breiter Beteiligung - auch der von Experten aus dem außerkirchlichen Raum - 2010 die Leitlinien überarbeitet und dann in Kraft gesetzt haben. 

Wieso wurden die Leitlinien in Ihrem eigenen Bistum bis heute nicht in diözesanes Recht umgesetzt? Na, warum wohl? Wieso wurden die eigenen Leitlinien in den Punkten 31,40,41,42,43,56,46 und 47 nicht eingehalten? Und jetzt auf einmal berufen Sie sich auf die LeiDlinien! 

Mit Blick auf die Täter versuchen wir hier den richtigen Weg zu finden, nämlich den der null Toleranz gegenüber dem Verbrechen sexueller Gewalt. 

Ich bin hier jedes Mal kurz davor, mich zu übergeben, wenn ich das Wort "Null-Toleranz" in Ihrem Zusammenhang lesen muss. 

Da gibt es überhaupt keine Abstriche. Nur ist null Toleranz gegenüber den Tätern eine zweite Perspektive. Natürlich müssen die Taten ganz klar und angemessen bestraft werden. 

"Zweite Perspektive"....genau wie die 7 Wahrheiten, die wir inzwischen bei Ihnen feststellen konnten?! Alles klar. 

Aber die Fälle, über die wir sprechen, sind in den meisten Fällen verjährt. 
In den meisten Fällen????  Rein hypothetisch: Was wäre, wenn weitere Opfer in der Lage sein würden,  ihr Schweigen zu brechen; deren Fälle noch nicht verjährt wären, die jedoch, aufgrund der Tatsache, dass der Missbrauch noch nicht so lange zurückläge, noch schweigen würden? Opferschutz geht vor!  Rein hypothetisch: 2 Mädchen und 5 Jungen im Alter von 15 - 21 Jahren? 

 "Der Spiegel" nennt Täter, die rechtskräftig verurteilt wurden. Und die Leitlinien sehen vor, dass es nach einer forensisch-psychiatrischen Begutachtung die Möglichkeit eines Einsatzes gibt, natürlich nicht in der Kinder- und Jugendarbeit, nicht als normaler Pfarrer, sondern in eingeschränkten Feldern und mit Auflagen. Das ist der Weg, mit dem wir versuchen, mit den Tätern als Menschen und Priestern umzugehen - ohne das Verbrechen zu tolerieren. Das ist die Gratwanderung, die auch die Schwierigkeit ausmacht.

domradio.de: Wo ist die Grenze? Wann ist der Punkt erreicht, dass ein Priester ganz aus dem Dienst entfernt wird?

Ackermann: Das hängt natürlich von der Schwere des Vergehens, der Taten ab. 

Klar doch, Herr Bischof! Die "Schwere des Vergehens". Bitte mal ganz schnell nachschauen, nach welchen Kriterien dies bemessen werden kann:.... Hat an dieser Stelle nichts zu suchen. Wäre zu heftig. Vielleicht einfach mal wieder Rücksprache mit dem Kriminalistischen Forschungsinstitut nehmen?

Das Zweite ist, wenn jemand keine Einsicht zeigt; wenn Täter bagatellisieren und nicht sehen, was ihre Taten in den Opfern über Jahrzehnte bewirkt haben, wie schwer die Menschen traumatisiert wurden. Wenn sich jemand überhaupt nicht seiner Verantwortung, seiner Neigung und seiner Schuld stellt, gibt es keine Möglichkeit mehr für einen Einsatz in der pastoralen Arbeit, selbst unter eingeschränkten Bedingungen nicht.

Herr Ackermann!!! Wenn jemand keine Einsicht zeigt? Bagatellisieren? Nicht sehen, was ihre Taten in den Opfern bewirkt haben? Wie schwer Menschen traumatisiert wurden?  Besser hätten Sie sich selbst nicht beschreiben können!

domradio.de: Seit 2010 gibt es die neuen Leitlinien. Wo gibt es - auch mit der Erfahrung der vergangenen Jahre - Nachbesserungsbedarf?
Ackermann: Wir haben die Leitlinien ja ad experimentum für drei Jahre in Kraft gesetzt. Im kommenden Jahr steht auch die Bewertung noch mal neu an, dann wird man neu schauen müssen, ob es Punkte die Praktikabilität betreffend gibt, bei denen nachjustiert werden muss. Im Moment sehe ich keinen grundsätzlichen Änderungsbedarf. Aber eine Frage stellt sich natürlich schon: die nach der Glaubwürdigkeit. Kann ein Priester, der Missbrauchstäter geworden ist, glaubwürdig in der Seelsorge auch in beschränkten Bereichen tätig sein? Hier geht es nicht um Prävention, im Sinne von Gefährlichkeitsgesichtspunkten. "Der Spiegel" wirft vor, es sei absolut unverantwortlich, solche Männer weiter einzusetzen. Aber: Es hat hier eine Begutachtung stattgefunden. Und ich als verantwortlicher Bischof gehe noch eine Nummer sicherer als der Forensiker in seinem Gutachten und seiner Prognose. Unter gefährlichkeitsprognostischen Gesichtspunkten weise ich die Vorwürfe deshalb zurück, sie sind vollkommen überzogen. Aber der Punkt bleibt natürlich: Wie kann jemand weiter glaubwürdig als Priester arbeiten, wenn er Täter geworden ist. Das ist die Frage, der wir uns noch mal zu stellen haben.

"Ad experimentum" darf  bei sexuellem Missbrauch nicht sein! Waren wir damals auch Teil eines großen Experiments??? Den Eindruck könnte man so langsam aus Sicht als Betroffene, Opfer oder Überlebende bekommen!

Und nein, im Moment kein Änderungsbedarf. Absolut nicht! Wozu denn auch? Motto: "Hab' ich gerade etwas nicht mitbekommen?" Wie wäre es mal mit einer Umfrage unter den  Betroffenen, kirchlichen Mitarbeitern, Haupt- und Ehrenamtlichen und inzwischen auch immer mehr Priestern aus den eigenen Reihen?  Niemand fordert Änderungsbedarf ein? Tatsächlich niemand?

Hier geht es nicht um Prävention im Sinne von Gefährlichkeitsgesichtspunkten???  Boah! 1. Stammt diese Formulierung von Ihrem Pressesprecher? 2. Geht es nicht darum? Nein? Nein? Nein?

domradio.de: Wie noch könnte man denn Priester einsetzen, die Täter geworden sind?Ackermann: In früheren Jahrzehnten im Archiv, in der Bibliothek oder im Bereich der Verwaltung. Aber auch das ist problematisch: Jemand muss ja auch in diesen Bereichen eine Qualifikation mitbringen. Und da haben die Experten uns Bischöfen auch immer gesagt: Unter Präventionsgesichtspunkten - auch im Sinne einer Überwachung - ist es besser, wenn jemand in der Kirche als Mitarbeiter bleibt. Wenn jemand aus dem Klerikerstand entlassen wird, ist der Bischof der Verantwortung entledigt. Es kann darum gehen, zu sagen: Jemand ist Täter, er wird weggesperrt und damit Schluss. So einfach dürfen wir es uns nicht machen!


Klar doch. Bibliothek oder Verwaltung erfordert Qualifikation! Das ist verdammt problematisch! Logisch.  Die armen Bücher. Die arme Verwaltung. Darüber macht man sich Gedanken!

Aber - verdammt noch mal - hier geht es weder um Ihre Scheißbibliothek noch um Ihre Scheißverwaltung! 

SONDERN UM VORBESTRAFTE PÄDOPHILE UND KINDER!