Montag, 19. März 2012



Trier: Bischof verteidigt Vorgehen bei pädophilen Priestern


Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach der Einsatz von als pädophil bekannt gewordenen Priestern in der Seelsorge unverantwortlich sei. Sie würden unter strengen Auflagen beschäftigt. Kontakte zu Minderjährigen seien ausgeschlossen.

Unter dem Gesichtspunkt der Prävention sei es besser, wenn solche Geistliche als Mitarbeiter in der Kirche blieben und überwacht würden, sagte Ackermann am Montag dem SWR. Man arbeite daran, alles zu tun, um das Risiko zu minimieren. "Die Erfahrungen, die wir bisher haben, geben uns da auch recht," sagte der Bischof. Es werde versucht, die Kurve der Empörung wieder nach oben zu treiben, indem Dinge zusammengestellt würden, die nicht neu seien. Das sei nicht redlich angesichts der seriösen Anstrengungen, die die Kirche unternehme.

Ein Bistumssprecher hatte am Sonntag erklärt, forensische Gutachten gäben darüber Auskunft, wie die betreffenden Geistlichen eingesetzt werden könnten. "Im Normalfall wird sogar rigider entschieden, als in den Gutachten vorgesehen", so der Sprecher. Die Entscheidungen seien auf Basis der Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz getroffen worden. Zur genauen Zahl der betroffenen Priester machte das Bistum keine Angaben.

Ackermann hatte am Wochenende Vorwürfe des Magazins "Spiegel" zurückgewiesen, er schone pädophile Geistliche in seinem Bistum. In einer Stellungnahme schrieb er, er halte sich an die Leitlinien der Deutschen Bischofskonferenz. Danach dürfe ein Priester, der wegen sexuellen Missbrauchs aufgefallen ist, nicht mehr in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt werden. Allerdings sei es möglich, dass ein solcher Priester eingeschränkt in der Seelsorge tätig sein dürfe.

Der "Spiegel" hatte zuvor berichtet, im Bistum Trier würden sieben als pädophil aufgefallene Priester weiter beschäftigt. Darunter seien ein Geistlicher, der als Lehrer in einem Internat sexuelle Beziehungen zu einem seiner Schüler unterhalten haben soll, und zwei wegen des Besitzes von Kinderpornografie verurteilte Priester.
Kritik am Vorgehen des Bistums

Kirchenmitarbeiter und Opfer indes kritisierten die Zustände als unhaltbar. "Bischof Ackermann lässt ehemalige und potenzielle Täter weiter Seelsorger sein", sagte Thomas Schnitzler von der Opferinitiative MissBiT laut "Spiegel". Das Risiko, dem Ackermann Kinder aussetze, sei "absolut nicht vertretbar". Dem SWR wollte der MissBiT-Vorsitzende nichts sagen.